Cyanursäure und Chlorstabilisator: Wenn Chlor (nicht) optimal wirkt

Cyanursäure und Chlorstabilisator: Wenn Chlor (nicht) optimal wirkt

Was ist Cyanursäure?

Zuallererst: Wir halten diesen Ratgeber maximal einfach, weswegen wir die dahinterstehende Chemie nicht 100% korrekt wiedergeben, sondern stark vereinfachen. Fürs Verständnis und für optimale Ergebnisse bei der Wasserpflege im Pool ist dies aber kein Nachteil. Cyanursäure (stark verwandt und wirkungsgleich mit Isocyanursäure) ist ein Stoff,

  • welcher zur Herstellung von organischem Chlor verwendet wird
  • welcher manuell und separat dem Poolwasser hinzugegeben werden kann

Was ist organisches Chlor?

Du findest in unserem Poolchemie-Sortiment quasi ausschließlich organische Chlorprodukte. Im Gegensatz zu anorganischen Chlor ist organisches Chlor für Anfänger und oftmals auch für Fortgeschrittene leichter in der Anwendung. Einerseits, weil es pH-neutral ist, nicht kalkt und andererseits, weil die Chlorung stabiler und zuverlässiger funktioniert. Organisches Chlor definiert sich dadurch, dass immer auch Cyanursäure enthalten ist!

Wie wirkt Cyanursäure?

Je nach Cyanursäure Gehalt im Poolwasser kann die Wirkung positiv oder negativ sein. Generell kann man sagen: Ist die Menge nicht zu hoch, so sind die positiven Effekte sehr wünschenswert.

Stabilisator

Cyanursäure geht mit Chlor Verbindungen ein und hält dieses Chlor davon ab, sofort zu wirken. Das heißt, dass die Wirkdauer von Chlor länger und gleichmäßiger ist. Statt schnell und heftig, wirkt Chlor dadurch zeitlich gestreckt. Man nennt Cyanursäure deswegen auch Chlorstabilisator. Siehst du also ein Produkt wie das Chlorstabilisat von Steinbach, dann ist das nichts anderes als Cyanursäure.

UV-Schutz

Die zweite eher unbekannte Wirkung ist jene, dass Cyanursäure Chlor vor Zerfall schützt, wenn die Belastung mit UV-Strahlen hoch ist. Insbesondere an sommerlichen Tagen und steilen Sonnenständen gelangt einiges an UV-Strahlung in das Poolwasser. Diese Strahlung zersetzt wirksames Chlor - und es geht verloren, ohne dass es seine Aufgabe als Desinfektionsmittel wahrgenommen hätte. Im Regelfall tritt dieser negative Effekt vor allem in oberflächennahen Schichten auf und kann bis ca. einen Meter tief reichen. Chlorpartikel, die an Cyanursäure gebunden sind, werden hingegen nicht aufgelöst. Sie können verspätet wirken. Zum Beispiel am späten Nachmittag, wenn die UV-Strahlen wieder abnehmen oder ganz zurückgehen.

Chlorstabilisator: Bei zu hoher Dosierung gibt es Nachteile!

Es ist von äußerster Wichtigkeit zu verstehen, dass Chlor nicht desinfiziert, während es an Cyanursäure gebunden ist. Ziel sollte es sein, dass nur 20-40% des Chlors im Schnitt gepuffert werden. Auf keinen Fall mehr, denn sonst leidet die Desinfektionswirkung viel zu stark!

Der richtige Umgang mit Chlorstabilisator (= Cyanursäure)

Die wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst:

  • bei zu wenig Cyanursäure Gehalt geschieht die Desinfektion zu ungleichmäßig und zu schnell
  • bei zu viel Chlorstabilisator im Wasser sinkt die Desinfektionsleistung wiederum zu stark ab
  • ist der Cyanursäure Gehalt zu hoch, so kann nur durch erhöhte Zugabe von Chlor eine wirkungsvolle Desinfektion aufrechterhalten werden
  • Cyanursäure baut sich nicht von selbst ab!

Es gibt also zwei Szenarien, die wir beachten sollten:

  • Die Verwendung von Chlortabletten oder Multitabs und damit einhergehend stetige Anhäufung von Cyanursäure
  • Die manuelle Hinzugabe von Chlorstabilisator bei anorganischem Chlor (Beispiel: Calciumhypochlorit oder Salzwassersysteme mit Natriumhypochlorit)Schauen wir uns das gesondert an.

Fall 1: regelmäßige Verwendung von Chlortabletten

Für die meisten Privatanwender, die Becken wie Frame Pools, aufblasbare Pools oder Stahlwandbecken betreiben, gilt tendenziell dieser Fall. Woran erkennst du, ob du organisches Chlor nutzt? Hierfür gibt es folgende Hinweise:

  • auf der Verpackung lassen sich Aussagen wie "ph-neutral" oder "pH-Stabilisator" finden. Nur organisches Chlor beeinflusst den pH-Wert im Wasser nicht.
  • als Wirkstoff wird im jeweiligen Sicherheitsdatenblatt Troclosennatrium, Symclosene oder Trichlorisocyanursäure angegeben

Ist dies bei dir der Fall, so ist das wirksame, also das freie Chlor organischer Natur. Es wird bei Nutzung also stets auch Cyanursäure mit ins Wasser abgegeben. Beachte, dass auch bei den meisten Chlorgranulat-Produkten Cyanursäure enthalten ist. Das gilt beispielsweise für Steinbach Chlorgranulat oder auch jenes von Pool Professional.

Die Ansammlung von Cyanursäure im Pool

Die gute Nachricht vorweg: Auch, wenn stetig Chlorstabilisator in dein Wasser gelangt, so sind die hinzu kommenden Mengen bei normalen Einsatz von Chlortabletten innerhalb einer Saison meistens noch ok. Doch wenn du übermäßig stark chlorst oder wenn es zusätzlich zu einer oder mehreren Schockchlorungen kommt, dann kann sich gegen Ende der Saison doch zu viel Cyanursäure ansammeln. In Folge kann es schlimmstenfalls passieren, dass dein Wasser grün wird, obwohl der ph-Wert deines Wassers passt und auch freies Chlor in ausreichender Menge vorhanden ist. Die Lösung? Messe den Cyanur-Wert (wird mit "CYA" abgekürzt), wenn du dir nicht sicher bist, wie es mit dem Gehalt an Cyanursäure im Pool aussieht. Beachte, dass viele Wassertester diesen Wert nicht messen können. Es gibt aber wenige Teststreifen und auch beispielsweise den Pooltester von Poollab, die diesen Wert messen können. Der CYA-Wert wird in "parts per million" (Teile pro Millionen) angegeben. Zwischen 8-15 ist optimal - darüber solltest du vorsichtig werden. Man kann bis 25 oder maximal auch 30 durchaus noch gehen, wenn man die Pool-Wasserpflege sauber ausführt. Doch ist der Wert über 30, so empfehlen wir dir dringendst diesen abzusenken. Wie das geht, zeigen wir dir weiter unten.

Fall 2: Die manuelle und gezielte Zugabe von Chlorstabilisator

Nutzt du eine Salzwasseranlage für deinen Salzwasserpool? Dann vergesse nicht, dass hierbei Natriumhypochlorit gebildet wird - das ist anorganisches, freies Chlor. Auch bei direkter und bewusster Verwendung von anorganischem freiem Chlor ist Fall 2 anzuwenden. Prinzipiell kann in diesen Fällen ohne Chlorstabilisator gearbeitet werden. Doch einerseits wird die Chlorung nicht allzu gleichmäßig erfolgen und es gibt keinen Schutzpuffer für Sonneneinstrahlung. Das mag bei anorganischen Chlortabletten vielleicht verschmerzbar sein, da sich Tabletten zeitlich regel-und gleichmäßig auflösen, aber bei Salzwassersystemen ist das anders.

Salzwassersysteme ohne Cyanursäure betrieben? Keine gute Idee

Im Regelfall laufen Salzwassersysteme für ein oder mehrere Stunden am Stück täglich. Mehrere Schaltungen sind mit vielen Chlorinatoren (zumindest in automatisierter Form) nicht möglich. Das heißt: Man bringt für begrenzte Zeit erhöhte Mengen an Desinfektionsmittel in das Wasser ein, aber alsbald wird es durch die Reaktion mit organsichen Stoffen (Mikroorganismen wie Bakterien, Algen, Viren, Trübstoffe, etc) verbraucht sein. Bei starker Sonneneinstrahlung kommt die zusätzliche Zersetzung durch UV-Strahlen obendrauf. In der Praxis kann dies bedeuten, dass über einen längeren Zeitraum hinweg kein freies Chlor im Wasser deines Pools vorhanden ist! Das gilt auch analog, wenn du einen Whirlpool mit Salzelektrolyse nutzt - nur dass es dort noch schlimmer ist, weil ein Whirlpool normalerweise bei 30°C + X betrieben wird.

Die Lösung: Steinbach Chlorstabilisat

Steinbach bietet dir Cyanursäure namens Steinbach Chlorstabilisat zum manuellen Hinzufügen an. Es ist ein Granulat, welches also in Bröckchenform vorliegt. Hier eine kleine Anleitung zur Hilfe:

  1. Gebe für jeden Kubikmeter Poolvolumen zehn Gramm Steinbach Chlorstabilisator hinzu
  2. Du kannst den Stabilisator entweder abwiegen oder im Messbehälter optisch erfassen. 10 Gramm entsprechen 15ml.
  3. Wir empfehlen dir den Chlorstabilisator in einem Eimer gesondert aufzulösen und erst dann bei laufender Filteranlage in den Pool zu kippen.

Zur Erklärung: Da du Cyanursäure nur schwerlich wieder aus dem Pool-Wasser entfernen kannst, solltest du eher zu niedrig als zu hoch dosieren. Deswegen blieben wir bei der Dosierungsempfehlung unter jener, die Steinbach herausgibt. Nachdosieren kannst du schließlich auf Wunsch immer noch.

Der verflixte Auflöseprozess!

Eines ist typisch für die Zugabe von Cyanursäure: Sie löst sich im Poolwasser, bzw. allgemein nur sehr langsam und zäh auf. Mit etwas Pech kann der Auflöseprozess mehrere Tage dauern. Eben deswegen empfehlen wir dir, dass du deinen Chlorstabilisator in einem Eimer mit sehr warmen Wasser auflöst. Selbst bei hohen Wasser-Temperaturen ist der Auflöseprozess gar nicht so einfach - doch es ist dramatisch besser, als bei 15° C oder 25° C. Wir würden einen 10l Eimer mit ca. 50-70°C heißem Wasser befüllen und dann das Steinbach Chlorstabilisat hinzugeben. Dann ein bisschen umrühren und schon sollte ein guter Teil aufgelöst sein, den man ins Poolwasser kippen kann. Unter Umständen muss man diesen Prozess mehrfach wiederholen, bis sämtliche Cyanursäure aufgelöst ist. Da sich Cyanursäure nicht von selbst abbaut, ist es zumindest tröstlich, dass man diesen Prozess nur super selten durchführen muss. Je nach Umständen einmal im Jahr oder auch nur einmal über mehrere Jahre.

Cyanursäure und die Messung von freiem Chlor: Gar nicht so trivial!

Allgemein gilt die Empfehlung, dass das freie Chlor im Pool zwischen 0,3-0,6 mg-l liegen sollte. Doch, wenn beispielsweise 30 ppm Cyanursäure im Poolwasser messbar sind, dann stehen für die Desinfektion nur ca. 40% des Chlors zur Verfügung. (Nebenbei: Ist der pH-Wert bei 7,5 oder darüber, dann senkt das die Menge an freiem Chlor noch weiter ab!!!) Beispiel: Du misst 0,4mg je Liter an freiem Chlor, doch gleichzeitig misst du 30 ppm Cyanursäure. Bei einem sehr guten pH-Wert von 7,0 kannst du davon ausgehen, dass dein echter Chlorwert bei nur 0,16 liegt! Senke also entweder die Cyanursäure ab (nicht zu stark - der puffernde Effekt ist gewollt!) oder erhöhe die Menge an freiem Chlor.

Den CYA-Gehalt im Pool senken

Es kann schon mal passieren, dass man Aussagen hört, wie diese: "pH ist bei 7,0 und Chlor bei 0,5. Warum wird mein Pool dennoch grün?" Dann fragt man nach, wie es um die Cyanursäure steht und im Regelfall heißt es typischerweise "70 ppm habe ich gemessen". Das ist viel zu hoch. Dieser Wert muss dringendst runter! Dumm nur: Cyanursäure baut sich nicht von selbst ab.

Um den Wert der Cyanursäure zu senken, muss der Pool anteilsmäßig entleert und Frischwasser hinzugefügt werden.